[Auszug aus der Rede zur Eröffnung]
Ein herzliches Willkommen.
Das ist heute ein besonderer Tag. Der 08. Mai wird als Ende
des zweiten Weltkrieges gewürdigt, bedacht und begangen. Es ist also kein
Zufall, dass die Aktionsgruppe Stolpersteine sich das Datum für den heutigen
Anlass ausgewählt hat.
Unser Kleinmachnow wird in Kürze um einen Gedenkort reicher
sein.
Ja, das ist dann wirklich etwas Besonderes, denn unser Ort
ist dann auch um eine Verantwortung reicher.
Die Verantwortung der Erinnerung. Erinnerung wachhalten an
Menschen und Zeiten. Die Zeit des Nationalsozialismus in unsrem Land
verpflichtet uns zu einer gesellschaftlichen Position.
Mit dieser Stele für die Stillen Helden stellt sich unser
Kleinmachnow ganz klar hinter Die, die Zivilcourage zeigten, hinter Die, die
Mitgefühl in Tat umwandelten, hinter Die, die nicht an Ungerechtigkeit vorbei
schauen konnten und dadurch selbst oft an den Rand der Legalität gingen.
Gleichzeitig stellt sich unser Ort an die Seite derer, die
Überleben konnten. Überleben als Juden, Behinderte, Alte, Kranke, Frauen,
Kinder, Männer, deren Leben für unwert abgetan wurde und als solches auch
behandelt wurde.
Die organsierte Vernichtung von Leben durch die
Nationalsozialisten lässt uns gerade in unserem Land nicht zur Ruhe kommen.
Wir, die Generationen nach 1945 tragen natürlich keine Schuld an dem, was
Millionen Menschen ertragen mussten. Wir tragen keine Schuld am Tod von
unzählbaren Menschen, die Juden waren oder zu Juden erklärt wurden. Wir tragen
keine Schuld am Tod von unzählbaren Sinti und Roma. Wir tragen keine Schulde an
den Euthanasieprogrammen der Nationalsozialisten.
Wir stehen nicht in der Verantwortung der Schuld, wohl aber
in der Verantwortung der Erinnerung.
Darum trägt die Stele auch Mut und Überleben im Titel. Denn uns geht um Beides. Wir fanden
Menschen, die den Mut hatten zum Überleben beizutragen und Menschen, die
Überleben konnten.
Und beide, die Helfenden und die Überlebenden mussten Still
sein und bleiben. Sie waren voneinander abhängig. Sie gehörten zusammen. Sie
hatten ein gemeinsames Schicksal auf eine unbestimmte Zeit. Und beide waren
Helden. Sie schafften es den Ängsten zu widerstehen. Sie fanden Lösungen in
kritischen Momenten. Es wurde Netzwerke der Helfenden gesponnen. Man warnte
sich gegenseitig und die Helfenden mussten quasi ein Doppelleben führen um
nicht aufzufliegen.
Einsatz und Engagement sind nicht leicht, der Erfolg und das
Überleben fallen nicht mal so eben vom Himmel und wer sich auf die Seite der
Helfenden begab stand selber unter Lebensgefahr. Wenn wir heute den Begriff
Stille Helden verwenden, überhören wir manchmal schnell das Stille. Wir denken,
Held – das ist etwas gutes; und dann manchmal auch: na dann war es wohl gar
nicht so schlimm. Das ist ein Irrtum. Ja, es ist gut Helden zu haben und nein!
Es war schlimm. Es war so schlimm, dass wir heute kaum Worte finden um das zu
beschreiben, was Menschen Menschen antaten. Es war und ist schlimm, was die
Paarung aus Diktatur und Propaganda aus Menschen machen kann. Zu welchem Handeln
wir in der Lage sind, wenn wir uns auf der Seite der Mehrheit glauben.
Diese Stele ist mehr als eine Mahnung an eine Zeit, die als sehr dunkles Kapitel in den Geschichtsbüchern unseres Landes steht. Sie ist auch ist ein Zeichen für das Heute und Morgen. Wenn es nötig ist, müssen wir auch zu Stillen Helden werden. Und wenn es nötig ist brauchen wir auch Menschen, die aus Mitgefühl eine Heldentat werden lassen.
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