Stele für den Mut und das Überleben; Eröffnung am 8.Mai 2014



[Auszug aus der Rede zur Eröffnung]

Ein herzliches Willkommen.
Das ist heute ein besonderer Tag. Der 08. Mai wird als Ende des zweiten Weltkrieges gewürdigt, bedacht und begangen. Es ist also kein Zufall, dass die Aktionsgruppe Stolpersteine sich das Datum für den heutigen Anlass ausgewählt hat.
Unser Kleinmachnow wird in Kürze um einen Gedenkort reicher sein.



Ja, das ist dann wirklich etwas Besonderes, denn unser Ort ist dann auch um eine Verantwortung reicher.
Die Verantwortung der Erinnerung. Erinnerung wachhalten an Menschen und Zeiten. Die Zeit des Nationalsozialismus in unsrem Land verpflichtet uns zu einer gesellschaftlichen Position.
Mit dieser Stele für die Stillen Helden stellt sich unser Kleinmachnow ganz klar hinter Die, die Zivilcourage zeigten, hinter Die, die Mitgefühl in Tat umwandelten, hinter Die, die nicht an Ungerechtigkeit vorbei schauen konnten und dadurch selbst oft an den Rand der Legalität gingen.
Gleichzeitig stellt sich unser Ort an die Seite derer, die Überleben konnten. Überleben als Juden, Behinderte, Alte, Kranke, Frauen, Kinder, Männer, deren Leben für unwert abgetan wurde und als solches auch behandelt wurde.
Die organsierte Vernichtung von Leben durch die Nationalsozialisten lässt uns gerade in unserem Land nicht zur Ruhe kommen. Wir, die Generationen nach 1945 tragen natürlich keine Schuld an dem, was Millionen Menschen ertragen mussten. Wir tragen keine Schuld am Tod von unzählbaren Menschen, die Juden waren oder zu Juden erklärt wurden. Wir tragen keine Schuld am Tod von unzählbaren Sinti und Roma. Wir tragen keine Schulde an den Euthanasieprogrammen der Nationalsozialisten.
Wir stehen nicht in der Verantwortung der Schuld, wohl aber in der Verantwortung der Erinnerung.
Darum trägt die Stele auch Mut und Überleben im Titel. Denn uns geht um Beides. Wir fanden Menschen, die den Mut hatten zum Überleben beizutragen und Menschen, die Überleben konnten.
Und beide, die Helfenden und die Überlebenden mussten Still sein und bleiben. Sie waren voneinander abhängig. Sie gehörten zusammen. Sie hatten ein gemeinsames Schicksal auf eine unbestimmte Zeit. Und beide waren Helden. Sie schafften es den Ängsten zu widerstehen. Sie fanden Lösungen in kritischen Momenten. Es wurde Netzwerke der Helfenden gesponnen. Man warnte sich gegenseitig und die Helfenden mussten quasi ein Doppelleben führen um nicht aufzufliegen.
Einsatz und Engagement sind nicht leicht, der Erfolg und das Überleben fallen nicht mal so eben vom Himmel und wer sich auf die Seite der Helfenden begab stand selber unter Lebensgefahr. Wenn wir heute den Begriff Stille Helden verwenden, überhören wir manchmal schnell das Stille. Wir denken, Held – das ist etwas gutes; und dann manchmal auch: na dann war es wohl gar nicht so schlimm. Das ist ein Irrtum. Ja, es ist gut Helden zu haben und nein! Es war schlimm. Es war so schlimm, dass wir heute kaum Worte finden um das zu beschreiben, was Menschen Menschen antaten. Es war und ist schlimm, was die Paarung aus Diktatur und Propaganda aus Menschen machen kann. Zu welchem Handeln wir in der Lage sind, wenn wir uns auf der Seite der Mehrheit glauben.


 Diese Stele ist mehr als eine Mahnung an eine Zeit, die als sehr dunkles Kapitel in den Geschichtsbüchern unseres Landes steht. Sie ist auch ist ein Zeichen für das Heute und Morgen. Wenn es nötig ist, müssen wir auch zu Stillen Helden werden. Und wenn es nötig ist brauchen wir auch Menschen, die aus Mitgefühl eine Heldentat werden lassen.

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